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Von verborgenen Schätzen Istriens

Wein aus Amphoren und Pilze, die verführen

Von Carola Faber

Biba ist schon etwas aufgeregt. Selten hat sie so viele Begleitpersonen, wenn sie in den Wald auf Trüffeljagd geht. Nervös tänzelt sie zwischen den Gästen und ihrer Herrin. Für die 32-jährige Kroatin Danijela Puh gehört die Suche nach den kleinen Delikatessen zu den täglichen Aufgaben.

Auf dem Weg in das Unterholz des Waldes erzählt sie ein wenig über die Edelknolle und der 83-jährigen Familientradition. Schon ihre Großmutter hatte das richtige Gespür für die köstlichen Pilze. „Feinschmecker gab es schon immer. Damals tauschte meine Oma die Edelpilze gegen Kleidung“, erklärt die ambitionierte Trüffeljägerin, die schon als Fünfjährige auf Trüffeljagd ging. Heute wird sie ab und zu von ihrer zehnjährigen Tochter Paula begleitet. „Das größte Glück hat aber meistens meine Mutter. Im Herbst zieht sie in der Nacht los, wenn die Saison der weißen Trüffel beginnt. Unser bisher prachtvollstes Exemplar wog 800 Gramm“, ergänzt die Expertin stolz, die ihre kostbare Ware in weite Teile Europas, in die USA und nach Kanada exportiert. Schon nach ein paar hundert Metern nimmt die Nervosität von Hündin Biba zu. Der Weg wird schmaler, glitschiger und steiler. Es geht ein Stückchen weiter in das lichte Unterholz. Schnüffelnd bewegt sich Biba zwischen den zarten Stämmen der Steineichen. Irritieren lässt sie sich nur durch vereinzelte Klicks der Fotoapparate. Jeder Teilnehmer der kleinen Expedition möchte die Sensation eines Trüffelfundes auf der Speicherkarte festhalten. Nach etwa fünf Minuten ist es geschafft. Biba kreist einen winzigen Fleck in dem riesigen Waldareal ein. Danijela Puh nimmt ihre kleine Schaufel, tastet mit den Händen vor und findet kurz unter der Oberfläche tatsächlich eine vielversprechende schwarze Trüffel. „Bravo Biba!“ freut sie sich über den Erfolg und belohnt ihre Hündin mit einem Leckerli. Beeindruckt von der kleinen Abenteuertour kehrt die Gruppe in die kleine, moderne Manufaktur bei Buza im Mirnatal, einem der drei Trüffelzentren Istriens, zurück. Dort werden die Trüffel gereinigt und zusammen mit weiteren Kostproben, die aus der edlen Speise zubereitet werden, sofort probiert. Schon wenige Minuten nach dem Anschnitt zieht das unglaublich intensive Aroma des Trüffels in jeden Winkel des Raumes. Trüffel gehört zu den Delikatessen, die süchtig machen können! 

Auch Sandro Toncic gehört zu den 800 lizensierten Trüffeljägern Istriens. Die rund 15 Kilometer lange Serpentinenfahrt zu seinem Agritourismus lohnt sich. Auf einem Plateau gelegen, bietet sich von der Terrasse eine fantastische Aussicht. Eine Mischung aus lieblicher Almen-Landschaft und Toskana-Charme begeistert die Augen. In dem kleinen Restaurant wird der Gast durch ein offenes Kaminfeuer empfangen. Karierte Tischdecken zieren die rustikalen Holztische. Serviert wird als Vorspeise eine Platte mit selbsthergestellten Produkten, die von dem würzigen Psrut, über Käse, Rührei mit wildem Spargel bis zur aromatischen Salami reichen. Höhepunkt des Mahls aber bedeutet die hausgemachte Pasta mit einem üppigen Trüffelberg!

Istrien gilt schon längst als begehrte Destination für Feinschmecker der verborgenen Schätze. Sind es im grünen Hinterland die Trüffel, feinstes Olivenöl, wilder Spargel und der Schinken, lockt die blaue Küste mit einer Fülle an Meeresfrüchten und Fischen. Vor der Kulisse historischer Altstädte auf Halbinseln locken kleine Restaurants mit einer jungen, vielversprechenden Gourmetküche. Zwischen rustikalem Holzkohlengrill und raffinierten Feinschmeckertempeln gibt es zahlreiche Adressen, die ein Fest für die Geruchs- und Geschmacksnerven bedeuten. 

Zu unvergesslichen Momenten dürften auch die Mußestunden in Restaurants, wie das Sv. Nikola oder Spinaker mit Blick auf die Adria gehören: Im letzten Abendsonnenlicht läuft ein Fischerboot in den Hafen. Geleitet wird es von Möwen, die den Glanz des Augenblicks wie einen zarten Schimmer noch betonen. Zu dem Augenschmaus werden dann Delikatessen, wie rohe Scampi auf Molke, Fischfilet in Orangensaft und Seeigel-Kaviar sowie Steinbutt mit Scampi-Sauce und Seezungenfilet mit Löwenzahnblüten und Trüffel serviert. Dazu reicht Winzer Ivan Damjanic einige seiner Edeltropfen aus dem Keller und erzählt von der langen Tradition seines Weinguts bei Porec. Die Geschichte beginnt im frühen 18.Jahrhundert. Die Familie Jurkovic pflanzte in der Nähe von Porec Fuskulin Rebstöcke. Intensiver Arbeitseinsatz und viel Geduld führte zu internationaler Anerkennung. Ein besonderer Höhepunkt war die Weltausstellung 1928 in Paris. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges hatte die Familie 30 Hektar Rebflächen. Wegen der politischen Entwicklung wurde ein Großteil des Landes enteignet und die lange Tradition zerstört. Nach einer 50jährigen Pause wurde mit dem Neuaufbau begonnen. Seit der Jahrtausendwende kultiviert die Familie Damjanic sieben Hektar Rebflächen. Ivan Damjanic studierte in Zagreb Weinbau und spezialisiert sich seitdem auf den istrischen Malvasia, Acacia, Chardonnay, gelber Muskateller, Merlot, Gamay und Clemente. Mit Erfolg. Zahlreiche Preise erhielt inzwischen der junge Winzer. Kostproben beweisen den feinen und zarten Duft von Akazienhonig, reifen Früchten und Aromen von Rauch in seinem Malvasia, den er im Akazienfass ausbaute. Herausragend war auch der Muskat, der ausdrucksvolle Fülle und gleichzeitig feine Strukturen zeigte. 

Mit Marino Markežić vom Weingut Kabola bei Momjan sorgt ein weiterer Winzer Istriens für Aufsehen. Er baut Orange  Wein an. Dafür verwendet er nur Trauben aus der besten Lage am Stancija Hügel. Die Gärung erfolgt mit den Traubenschalen (Mazeration) für sieben Monate in 2000 Liter großen Terrakotta-Amphoren. Danach reift der Wein für zwölf Monate ohne Schalen in Fässern aus slowenischer Eiche, um schließlich weitere zwölf Monate in Flaschen zu ruhen. „Wir haben ein altes Rezept entdeckt und dadurch einen Wein gewonnen, den die alten Römer und Griechen schon vor langer Zeit genossen haben. Der Gärungsprozess erfolgt auf Basis eigener Hefen. Dieser Wein kann auch nach mehreren Jahren genossen werden“, freut sich Marino Markežić. Der exquisite Geschmack des bernsteinfarbenen Weins ist reich an Aromen die an Rosinen und getrocknete Feigen, bis zu zarten Honig- und Cognac-Noten erinnern.

Eingebettet zwischen Weingärten und Olivenhainen gehört das erste Relais & Chateau Istriens, die Villa Meneghetti zu den besonderen Oasen des Landes. Umgeben von dem Grün der atemberaubenden Natur und dem Geruch des Meeres kommen dort selbst anspruchsvollste Gäste auf ihre Kosten. Dem Zirpen der Grillen lauschend und die letzten Strahlen der Sonne über der Weinberglandschaft betrachtend, zergehen die Kreationen der Küche auf der Zunge, laden geradezu zum Staunen ein. In dem Restaurant, das von Gault-Millau mit 2 Hauben ausgezeichnet wurde, überzeugt unter anderem mit Thunfisch-Tatar auf getrockneter Pasta und Kalbskotelett mit karamellisierten Sonnenblumenkernen. Dazu ein Meneghetti-Crveno 2009! Dieser Rotwein, der den Decanter World Wine Award 2013 erhielt, zeigt grandiose, vollmundige Aromen und beeindruckt durch einen langen Abgang.

Fast wie ein kleines verborgenes Juwel wirkt die Fischerhütte der Familie Bernobic. In dem alten Hafen von Vabriga gelegen, hat die Familie schon seit Generationen Gäste bewirtet. Meistens kochen die Eltern Laura und Mauro Bernobic und servieren dann stolz die frischen Früchte des Meeres, während die Söhne Mateo, Danijel und Luka abwechselnd zum Fischen auf das Meer hinausfahren. Ein älterer Fischer kehrt inzwischen zurück in den Hafen. Er hat sein Tagewerk vollendet. An der Seite gründelt ein Schwanenpaar. Ab und zu fliegt ein Vogel über den Fjord. Die letzten Sonnenstrahlen sind schon längst nicht mehr zu sehen. Die Szene ist in Blautöne getaucht. Langsam geht der Mond auf. Mauro zündet den Docht einer Petroleumlampe an. In der lauschigen Bucht ist es jetzt ganz still. Niemand mag mehr laut reden, damit der Zauber des Augenblicks noch ein wenig erhalten bleibt.

Preiswerte Flge nach Kroatien finden Sie beispielsweise bei Alitalia mit Bravofly.

Informationen: 

www.istra.com
www.kabola.hr
www.meneghetti.info
www.naturatartufi.com
www.damjanic-vina.hr
www.valamar.com
www.agroturizam-toncic.com

Fisch-Bar Madalu,52465 Tar-Vabriga, Vabriga/Hafen Santa Marina