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Moselwinzer geben Erntebilanz bekannt

Große Unterschiede bei den Erträgen und der Reife

Vor allem die sehr nasse Witterung in Frühjahr und Sommer bescherte den Winzern viel Arbeit im Weinberg und sorgte mit Pilzerkrankungen für eine kleinere Erntemenge als 2020. 

Foto: Andreas Gillner

"2021 war die Vegetationsphase insgesamt schwierig, sie war gekennzeichnet von feuchter Witterung und erhöhtem Krankheitsdruck – ein Jahr für versierte Winzer", sagte Henning Seibert, seit September Vorsitzender des Moselwein e.V.. Die erste Ernteschätzung beläuft sich auf rund 780 000 Hektoliter. Das sind rund 50 000 Hektoliter weniger als im Vorjahr, aber mehr als der zehnjährige Mittelwert von rund 740 000 Hektolitern.

Die Ertragsrebfläche beträgt rund 8500 Hektar, insgesamt sind im Anbaugebiet Mosel fast 8700 Hektar bestockt. Mehr als 90 Prozent der Ernte machen die weißen Sorten mit rund 711000 Hektolitern aus. Von den roten Sorten kommen 70000 Hektoliter in die Keller. Vor allem die Bio-Betriebe standen beim Pflanzenschutz vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe.

Ein Vorteil des späten Austriebs war, dass es an der Mosel kaum Frostschäden gab, die im April in anderen Weinregionen, vor allem in Frankreich, für große Einbußen sorgten. Hagelschäden traten an der Mosel vereinzelt lokal auf. Entsprechend begann die Traubenlese mit den früh reifenden Sorten größtenteils auch erst Ende September, während in den Vorjahren teils schon ab Anfang September geerntet wurde. Der September und Oktober boten längere trockene Phasen mit Sonne, das Wetter blieb aber weiter unbeständig und es gab immer wieder Niederschläge und teils sehr kühle Nächte, so dass die Reifeentwicklung nur langsam voranschritt.

Die Rieslinglese begann an der Terrassenmosel am 4. Oktober, während die Winzer weiter südlich an der Mosel um den 10. Oktober starteten, viele Betriebe auch erst in der zweiten Oktoberhälfte.  Der spät reifende Riesling konnte dieses Jahr seine Stärke ausspielen und wird bei einigen Weingütern noch bis in den November geerntet werden. Angesichts dieser Witterung waren in diesem Jahr die "alten" Spitzenlagen mit Südausrichtung - in denen es in den vergangenen Jahren oft zu heiß und zu trocken war - wieder besonders begünstigt. In guten Lagen erreichte der Riesling aber auch 95 Grad Oechsle und dank Edelfäule sind auch Beerenauslesen möglich.

Das Gros der Ernte liege aber im Bereich von 70 bis 90 Grad Oechsle. "Auf jeden Fall lässt sich in diesem Jahr wieder eine deutliche Unterscheidung nach Lagenklassen bereits beim Mostgewicht ausmachen", stellte Stefanie Vornhecke, Winzerin in Senheim und Vize-Präsidentin des Weinbauverbandes Mosel, fest. "Charakteristisch für den Herbst 2021 waren die teils enormen Unterschiede zwischen den Weinbergen hinsichtlich des Ertrags, der Ausreifung und des Gesundheitszustands der Trauben. Viele Erzeuger nutzen die Möglichkeit einer negativen Vorlese, um eine bessere Ausreifung der Weinberge zu erzielen", so Max Hendgen, neuer Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel, in seinem Jahrgangsbericht.

"Weniger Menge wurde vor allem bei den Sorten Riesling, Spätburgunder und Dornfelder geerntet. Mit einem Ertrag von durchschnittlich 90 Hektoliter je Hektar war die Ausbeute bei der Hauptrebsorte Riesling insgesamt noch zufriedenstellend, wenn auch lokal und regional extrem unterschiedlich Auch Müller-Thurgau und Elbling als zweit- und dritthäufigste Sorten der Region sorgten mit durchschnittlich 110 hl je Hektar für gute Erträge. Bei den Burgundersorten liegen die Erträge im Gebietsdurchschnitt bei 80 Hektoliter je Hektar und einem durchschnittlichen Mostgewicht von 85 Grad Oechsle. "Bei den roten Sorten entwickelte sich die Kirschessigfliege zum Problem", so Max Hendgen.

In kurzer Zeit entwickelten sich lokal starke Populationen des Schädlings und fielen vor allem über Dornfelder, teils aber auch über rote Burgundersorten her. Der 2021er von Mosel, Saar und Ruwer wird überwiegend als Qualitätswein auf den Markt kommen. Mehr als 80 Prozent der Weine aus dem Gebiet werden jedes Jahr in diesem Segment verkauft. Bei den Prädikatsweinen von 2021 wird es vor allem Kabinett und Spätlesen geben, vereinzelt auch Auslesen.

Gastronomie und Hotellerie litten erneut massiv unter dem zweiten Lockdown, der auch den Tourismus wieder besonders schwer traf. In der 12-Monats-Bilanz von Juli 2020 bis Juni 2021 stiegen die Ausfuhren von Moselweinen um fast 20 Prozent in Menge und Wert gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, wie der Verband der Weinexporteure errechnete. Die exportierte Menge stieg in dem Zeitraum um 19,2 Prozent auf 195 690 Hektoliter. Der Wert der exportierten Moselweine kletterte um 19,3 Prozent auf 79,36 Millionen Euro.

Damit erreichte der offiziell erfasste Export wieder rund ein Viertel der Produktionsmenge des Anbaugebietes. Die Daten beziehen sich ausschließlich auf weiße Qualitätsweine in Flaschen bis zu 13 Volumen-Prozent Alkoholgehalt. Nicht erfasst sind kleinere Ausfuhren, Weine mit höherem Alkoholgehalt, Rot- und Roséweine sowie Fassweine. Der Export in die USA – dem mit 45 Prozent der ausgeführten Weine wichtigsten Auslandsmarkt für Moselwein – verzeichnete in den genannten zwölf Monaten laut VDW ein Plus von 21,7 Prozent in der Menge und 7,7 Prozent im Wert.

Die Volksrepublik China etablierte sich als zweitwichtigster Exportmarkt für die Mosel mit einem Mengenplus von 71,7 Prozent und einer Wertsteigerung von 109,8 Prozent. Starke Steigerungen der Mosel-Exporte wurden auch nach Norwegen, Großbritannien, in die Schweiz und nach Polen, Südkorea, Belgien, Litauen, Australien und Russland sowie Spanien verzeichnet. Die skandinavischen Länder haben sich seit vielen Jahren zu wichtigen Märkten für die Mosel entwickelt. Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark gehören zu den Top 11 in der Exportstatistik für Weine der geschützten Herkunftsbezeichnung Mosel.

Fast 15 Prozent aller exportierten Moselweine werden in Skandinavien konsumiert. In Osteuropa sind neben Polen vor allem die baltischen Staaten wichtige Abnehmerländer, noch vor Russland. Die Niederlande sind der einzig bedeutende Exportmarkt, in dem die Mosel-Exporteure von Juli 2020 bis Juni 2021 deutliche Einbußen verkraften mussten.