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Filmreif wandern

Auf den Spuren von „Soko Kitzbühel“, Hansi Hinterseers Heimatfilmen und dem „Bergdoktor“

Von Karin Kampwerth
130 Morde pflastern die Wanderwege zwischen Kitzbühel und Kirchberg, ein rühriger Arzt behandelt laufende Nasen genauso wie Liebeskummer und ein ehemaliger Skistar bricht die Herzen der Frauen reihenweise. Ohne Zweifel: Unterm Wilden Kaiser geht es im Sommer nicht nur bei Bergwanderungen hoch her. Die österreichische Alpenregion im Nordosten Tirols ist die perfekte Kulisse für Filme und Fernsehserien.

„Zweimal schon ist die kleine Sparkasse überfallen worden“, erzählt Fremdenführerin Steffi Leo und zieht mit dem Zeigefinger eine imaginäre Linie zwischen einem Geldinstitut und dem schräg gegenüberliegenden Eingang der Kitzbüheler Polizeistation. Die Flaneure mitten in der malerischen Altstadt hätten das Spektakel gebannt verfolgt, um Hilfe habe aber niemand gerufen. „Alle dachten, das ist ein Dreh für Soko Kitzbühel.“ Wenn die 36-jährige Tirolerin zu ihrer Wandertour einlädt, führt diese nicht über saftige Almen und bunte Blumenwiesen, die den alpenländischen Bergsommer so bezaubernd machen. Ziel sind vielmehr die (Tat-)orte, an denen die erfolgreiche Krimiserie „Soko Kitzbühel“ gedreht wird – eine Gemeinschaftsproduktion von ZDF und ORF.
Auf dem Weg zu den einzelnen Stationen erzählt die gelernte Cutterin so manche Anekdote aus den inzwischen zehn Staffeln à 13 Folgen rund um die detektivisch ambitionierte Jetset-Gräfin Vera Schönberg (Andrea L’Arronge) und Koch Hannes Kofler (Heinz Marecek). Die beiden können es nicht lassen, Koflers Tochter, der Hauptkommissarin Karin Kofler (Christina Sprenger), und ihrem Kollegen Lukas Roither (Jakob Seeböck) bei kniffligen Ermittlungen zur Seite zu stehen. In diesem Sommer wird in „Kitz“, wie der mondäne Sportort von seien Fans liebevoll genannt wird, Staffel elf gedreht. Durchaus möglich, dass man den Stars bei einem „Sprizz“ in einem der vielen Straßencafés unterhalb der gotischen Katharinenkirche mit ihrem prächtigen Spitzhelm-Turm begegnet.

Ganz nah kommen Soko-Fans der Serie garantiert bei der Filmtour – die Klappe dafür fällt im August und September immer Dienstags und kostet inklusive Führung, Taxifahrten und zünftiger Jause 35 Euro (mit Gästekarte 30 Euro). Erste Station ist die „Villa Mellon“, ein großzügiges Herrenhaus im alpenländischen Stil – außen mit traditioneller Lüftlmalerei verziert und innen mit dem gediegenen Interieur seiner blaublütigen Erbauer, der gräflichen Familien von Seilern, ausgestattet. Inzwischen ist die „Villa Mellon“ ein Hotel. Seinen Namen verdankt es einer amerikanischen Bankiersfamilie, die das Gebäude bis 1983 als Sommersitz nutzte. Und seit zehn Jahren dient es auch als Residenz der Soko-Gräfin Schönberg. Gedreht wird im Salon, der mit Ledercouch, offenem Kamin und mächtiger Bibliothek barock-adeliges Ambiente verströmt. Hotelpächterin Hertha Scheiterbauer erinnert sich während des Rundgangs noch gut daran, wie sie nach dem ersten Dreh unter Schock stand: „Alles war umgeräumt, überall in den Wänden waren Löcher gebohrt.“ Inzwischen aber weiß sie, dass dem Filmteam gelingt, was die Soko-Täter vergebens versuchen. „Sie hinterlassen keine einzige Spur, wenn sie wieder abziehen“, sagt Hertha Scheiterbauer.

Spannendes weiß auch Barbara Kriechhammer zu berichten. Sie ist Wirtin des Alpengasthauses Filzerhof hoch oben über dem kleinen Kirchberg mit atemberaubendem Panorama: Von der Terrasse aus kann man bei schönem Wetter bis zum Großglockner sehen. In der Fernsehserie wird der Filzerhof zur „Pochlaner Stuben“. Das aber nur deshalb, weil die Wirtin bei der Verwendung des Originalnamens den Preis für Fernsehwerbung hätte bezahlen müssen. So aber verdient sie Geld. Um die 35 000 Euro zahlen die Sender für die Drehrechte pro Jahr. Rentiert habe sich die Fernseharbeit auch bei den Gästezahlen. Die nämlich fragten unten im Kirchberger Tourismusbüro oft nach der „Pochlaner Stuben“. „Um die 40 Prozent mehr Gäste haben wir seitdem“, freut sich Barbara Kriechhammer. Der rustikale Tisch, an dem die Soko-Gräfin und ihr Koch so manchen kniffligen Fall lösen, hat deshalb natürlich einen Ehrenplatz in der Gaststube erhalten.

Die „Pochlaner Stuben“ begegnet den TV-Touristen wenig später erneut im Soko-Requisitenlager. Hier wacht Aufnahmeleiter Max Reisinger über dutzende sauber beschriftete Kisten und Kartons, in denen sämtliche Serien-Accessoires von der Blumenvase über Telefonapparate bis hin zu Pistolenhalftern aufbewahrt werden – selbst das Sektglas, mit dem die Gräfin für gewöhnlich in der „Pochlaner Stuben“ auf einen gelösten Fall anstößt, findet sich in einem der Regale wieder.  Genauso wie die Serien-Outfits der Protagonisten, die dicht an dicht gedrängt auf Kleiderstangen hängen.  „Wenn eine Staffel abgedreht ist, gibt es einen Soko-Flohmarkt“, erzählt Tourguide Steffi und streicht über ihre blau-graue Jacke. „Die hat Christina Sprenger getragen.“ Für fünf Euro habe sie sie erstanden.

Ein überraschender Blick hinter die Kulissen der Serien-Dreharbeiten bietet sich beim Besuch einer ausgedienten Tennishalle. Hinter windigen Sperrholzplatten verbirgt sich das Soko-Kommissariat. Für die Authentizität wird hier an keinem Detail gespart. An Pinnwänden hängen Berichte der Spurensicherung und auf dem Schreibtisch von Kommissarin Kofler warten die Erkenntnisse der Pathologin Dr. Haller (Christine Klein) auf die kriminalistische Analyse. Wahre Fans erkennen außerdem im Foto einer blutüberströmten Leiche die Folge „Slackline“ aus der neunten Staffel, die im Oktober 2010 ausgestrahlt worden ist. In der Bretterkulisse kann gearbeitet werden, wann immer das Wetter keine Außendrehs zulässt, erklärt Steffi. Außerdem gibt es in der großzügigen Tennishalle alle Möglichkeiten für die aufwendige Lichttechnik.
Optisch weniger geschwindelt wird beim „Bergdoktor“, auf dessen Spuren sich Urlauber mit Filmwanderführer Peter Moser begeben können. Die Hauptrolle der Vorabendserie, ebenfalls eine ORF/ZDF-Koproduktion, spielt Hans Sigl. Bevor er 2008 als Serien-Arzt promovierte, war er übrigens Christina Sprengers erster Soko-Kommissarkollege. Zum Drehen ist Sigl in das wenige Kilometer von Kitzbühel entfernte Ellmau umgezogen, wo sich die Praxis seines Serien-Alter Egos Dr. Martin Gruber befindet. An dem Gebäude deutet jedoch kein Hinweis auf den smarten Mediziner hin. Es gibt lediglich eine Metalltafel mit der Aufschrift „Praxis Dr. Roman Melchinger“. Bergdoktor-Fans wissen natürlich, dass sich dahinter Grubers väterlicher Freund und Kollege verbirgt, der von Siegfried Rauch gespielt wird. Hausbesitzer Hans Leitner erzählt, dass das Gruber-Schild nur noch zum Dreh angeschraubt wird. „Es ist schon zweimal von Fans geklaut worden“, erinnert sich Leitner schmunzelnd. Das alte Bauernhaus, das aus dem Jahr 1693 stammt, ist auch innen Filmkulisse. Wer mag, kann sich an Dr. Grubers Schreibtisch für ein Erinnerungsfoto niederlassen.

Prächtige Kulisse für Urlaubs-Schnappschüsse unterm Wilden Kaiser ist auch der kleine Bergdoktor-Außendrehort Going. Etwa vor der Serien-Apotheke, die in Wirklichkeit das Pfarramt beherbergt, wie Peter Moser weiß. Ein Treffen mit Hans Sigl und seinen Co-Stars – neben Siegfried Rauch etwa Sophia Thomalla oder Mark Keller – nicht ausgeschlossen – seit dem 16. Mai wird die fünfte Staffel gedreht. Die Tour an die verschiedenen Drehorte dauert zwischen drei und fünf Stunden und führt auch zum Ellmauer Steinkreis. Ein magisches Plätzchen unterhalb der Gruttenhütte (1620 Meter) mitten im Wilden Kaiser, wo die Bergszenen der Serie gedreht werden. Der Steinkreis soll ein energetisches in sich geschlossenes Natur-Kraftfeld bilden. Zur Erholung auf dem gut einstündigen Rundwanderweg eignet sich der Steinkreis allemal. Stärken können sich die Wanderer dann auf der herrlich gelegenen Wochenbrunner Alm mit prächtiger Aussicht auf Going und Ellmau.
Ein Juwel am Wilden Kaiser haben die Filmleute mit dem Serien-Elternhaus des Bergdoktors ausgemacht. Aus Angst vor Fanrummel geben die Besitzer Peter und Aloisia Meyer die Adresse nicht bekannt. Nur für Peter Moser machen die Eheleute, die hoch droben über der Ortschaft Söll noch zehn Hektar Grünland und 15 Hektar Wald bewirtschaften, eine Ausnahme und öffnen ihre Türen für die Filmwandertour. Das windschiefe Holzhaus liegt atemberaubend schön mit Blick auf Hochsöll. Für den Erhalt des Bauernhofes sorgt die Serie mit. „Sie zahlen gut“, verrät Aloisia Meyer augenzwinkernd. Informationen zur Bergdoktor-Wanderung mit Peter Moser erteilt das Tourismusbüro in Ellmau.

Nicht zuletzt ist der Wilde Kaiser aber auch Refugium des Kitzbüheler Alpen-Superstars Hansi Hinterseer. Hier wurde er als Skifahrer bekannt und als Schauspieler der Herzschmerz-Filmserie mit so romantischen Titeln wie „Da, wo die Berge sind“ beliebt. „Achtmal waren wir schon Filmkulisse“, sagt Andrea Gassner vom Wildpark in Aurach bei Kitzbühel auf 1100 Metern Höhe. Als Geheimtipp für Fans gilt das Wildpark-Wirtshaus „Branderhofstube“, wo Hansi Hinterseer mit Familie und Freunden auch privat gerne einkehrt. „Die Leute wollen immer wieder wissen, auf welchem Bankerl er gesessen ist“, erzählt die junge Frau. Manche Fans glaubte sogar, dass Hansi Hinterseer in Wirklichkeit auf dem benachbarten prächtig mit Geranien geschmückten Erbhof wohne.

Unterhalb des Wildparks beim „Hallerwirt“ in Oberaurach verwöhnt Wirtin Monika Stelzhammer mit Ehemann Jürgen ihre Gäste mit Köstlichkeiten aus der regionalen Küche und Geschichten rund um ihren Erbhof, in dem ebenfalls schon mancher Prominente vor der Kamera gespeist hat. In den Hinterseer-Heimatfilmen heißt der „Hallerwirt“ dann Gasthaus Brunner. Auch das Soko-Team ermittelte hier schon. „Aber das Essen haben sie auch gelobt“, freut sich Monika Stelzhammer.

Informationen

Kitzbühel und Wilder Kaiser

Ein bisschen schick in Kitzbühel mit Casino und Szene-Lokalen oder lieber leger in der Ferienregion Wilder Kaiser mit seinen Orten Ellmau, Going, Scheffau und Söll: Fest steht, die Tiroler Alpen können nicht nur Winter. Informationen über das Sommerprogramm mit Filmwanderungen und vielen anderen Attraktionen gibt es im Internet unter www.kitzbuehel.com oder www.wilderkaiser.info

Unterkunft

Bauernhöfe, Pensionen, Ferienwohnungen oder Hotels aller Kategorien bieten Kitzbühel und Ellmau. Mit Architektur im „Mountain Design“, das Tradition und Moderne gefällig verbindet, überrascht das Hotel „Kitzhof“ mit Spa nur wenige Gehminuten vom Kitzbüheler Zentrum entfernt. Informationen unter www.hotel-kitzhof.com

Anreise

Nach Kitzbühel und in die Ferienregion Wilder Kaiser gelangt man mautfrei von München aus über die A8 Richtung Salzburg und die A93 in Richtung Kufstein, Ausfahrt Kufstein-Süd. Der nächste Flughafen befindet sich 90 Kilometer entfernt in Innsbruck.