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Von alten Hofanlagen bis zum maritimen Flair

Emsradweg - eine Tour der Höhepunkte

Von Carola Faber

Fröhlich flattern die bunten Fähnchen im Wind. Mehrere hundert Schiffe sind für drei Tage im Museumshafen von Leer zu bewundern. Vom Bug bis an das Heck über die Masttoppen haben sie eine Kette aus Signalflaggen in Längsrichtung gespannt. Die schwimmenden Schmuckstücke bieten beim großen Treffen der Traditions-Schiffe drei Tage lang einen besonderen Blickfang. „Das ist hier immer so. 

Bei festlichen Anlässen verschiedenster Art wie Hafenfeste, Jungfernfahrten oder dieses Treffen der Traditions-Schiffe dekorieren wir unsere Schiffe“, erklärt ein stolzer Kapitän im ostfriesischen Platt den Gästen am Ufer. Zahlreiche Bewunderer flanieren an der Kaimauer entlang und genießen den ungewöhnlichen Anblick, denn die Veranstaltung findet nur alle zwei Jahre statt. Für maritime Unterhaltung sorgen Shanty-Chöre und Volkstanzgruppen. Gleichgesinnte tauschen sich über ihre Schiffsabenteuer aus oder erzählen den neugierigen Touristen ein bisschen Seemannsgarn und das ein oder andere Döntje. So farbig sich die Zielstadt Leer- auch ohne Traditions-Schiffstreffen - präsentiert, so vielfältig gestaltet sich ein viertägiger Emsradweg, maßgeschneidert und perfekt organisiert von der Emsland Touristik sowie ergänzend begleitet von dem Radtourenbuch der Serie Bikeline. Neben weiten Ebenen, typischen Fachwerkhäusern, saftigen Wiesen und schmucken Städtchen enthält die Route viele kontrastreiche Höhepunkte.

Von Rheine nach Lingen (40 Kilometer)

Ein wunderschöner Weg entlang der Ems führt bereits nach etwa 30 Minuten zum 1437 gegründeten ehemaligen Kreuzherrenkloster. Es liegt inmitten des Erholungsgebietes Bentlage in direkter Nachbarschaft zum NaturZoo und der Saline Gottesgabe in einer noch weitgehend intakten historisch gewachsenen Kulturlandschaft. Die im Jahre 1803 säkularisierte und seit 1978 im Stadtbesitz befindliche Klosteranlage präsentiert sich heute als Kunst- und Kulturdenkmal ersten Ranges. Bentlage gilt als das besterhaltenste gotische Konventsgebäude eines ländlichen Klosters in Westfalen. Barocke und klassizistische Bauspuren verweisen auf die Bautätigkeit der Mönche und ihrer Nachfolger, einer belgischen Adelsfamilie, die das Kloster ab 1803 als Schloss nutzte. Vor der Übernachtung im Hotel zum Märchenwald in Lingen empfiehlt sich eine Kaffeepause im gemütlichen Bauernhofcafé In’t Hürhus bei Mehringen, in Enkings Mühle mit Schwarzbrotbäckerei oder auf dem Heimathof mit Heilkräutergarten in Emsbüren. 

Von Lingen nach Meppen (35 Kilometer)

Diese Etappe führt durch eine ehemalige Sumpf- und Moorregion. Nur vereinzelt konnten auf sandigen Erhebungen Höfe und Dörfer gegründet werden. In Hesepe gibt das Emsland Moormuseum Aufschluss über die Lebensbedingungen der Menschen früherer Zeiten. Es belegt anhand anschaulicher Zeugnisse das Entstehen, die Charakteristik und die wirtschaftliche Nutzung der einzigartigen Naturlandschaft des Bourtanger Moores, dass mit einstmals 1.200 Quadratmeter das größte zusammenhängende Hochmoor Europas bildete. Die Besucher werden anschaulich und mittels moderner Museumspädagogik in die harte Zeit der Moorbesiedlung zurückversetzt. Sie spüren wie lang und mühsam der Weg von der früheren Moorkolonisation bis zum industriellen Torfabbau war. Das Museum verfügt über ein 30 Hektar großes Außengelände mit einer renaturierten Hochmoorfläche. Empfehlenswert ist eine Fahrt mit der Feldbahn. Es quietscht und wackelt auf der etwa 3,4 Kilometer langen Strecke. Gern wird auch die Moorbauern-Siedlerstelle im Stil der 1930er Jahre besichtigt. Zu dem Gehöft gehören neben dem Haupthaus mit Diele ein Schweinestall und ein Hühnerstall sowie ein Backhaus und ein Bauerngarten. Von den Menschen wurden dort heimische Haustierrassen gehalten, die heute nahezu vom Aussterben bedroht sind. Es waren besonders widerstandsfähige Tiere, die mit den Bedingungen des Moores zurechtkamen. Bevorzugt wurden das Schwarzbunte Niederungsrind, das Bentheimer Landschaf, das Bunte Bentheimer Schwein, Westfälische Totlegerhühner und die Diepholzer Gänse gezüchtet. Zum Abschluss des erlebnisreichen Besuchs und bevor es zum Parkhotel in Meppen weiter geht, lockt das Museumscafé mit regionalen Spezialitäten wie dem Buchweizenpfannkuchen "Bookweeten-Janhinnerk". 

Von Meppen nach Papenburg (64 Kilometer) 


Im Volksmund Schifferstadt genannt, liegt Haren umgeben von ausgedehnten Wald-, Moor- und Heidelandschaften im Herzen des Emslandes. Seit Jahrhunderten ist der schmucke Ort von der Schifffahrt geprägt. Heute noch sind dort 50 Binnenschiffe und 170 See- und Küstenschiffe beheimatet. Neben den maritimen Wurzeln bietet die Stadt zahlreiche weitere Attraktionen. Dazu gehört der besonders eindrucksvolle „Emsland Dom“, das Wahrzeichen der Stadt. Die Mersmühle eine sogenannte Kappen- oder auch Holländermühle mit Mühlenmuseum und das Wasserschloss Dankern, das zum Ferien- und Freizeitpark entwickelt wurde. Ein Abstecher zur holländischen Festung Bourtange lohnt auf jeden Fall. „Willkommen im Jahr 1742“, begrüßt Gästeführerin Andrea ihre Besucher. Sie führt durch die rekonstruierte Anlage und gibt mit ihren lebendigen Schilderungen Einblicke in die Historie der Anlage. „Die Geschichte dieser Festung reicht bis ins Jahr 1580. Prinz Wilhelm von Oranien gab den Auftrag zum Bau dieses Fünfecks nahe der deutschen Grenze. Ein niedriger Erdwall mit einem davorliegenden Graben unterbricht den einzigen wirtschaftlich wichtigen und wasserfreien Verbindungsweg durch Moor und Sumpf zwischen Groningen und Münster. Der Prinz hoffte, mit der Blockade dieser wichtigen Route die von Spanien besetzte Stadt Groningen zu isolieren. Die Spanier versuchten wiederholt Bourtange einzunehmen, was jedoch nie gelang. Die Festung wurde laufend verstärkt und im Jahr 1593 vollendet. Im Jahre 1964 entschloss sich die Gemeinde Vlagtwedde die ursprüngliche Anlage wieder aufzubauen. Ausgangspunkt war dabei das Jahr 1742, in dem die Festung ihren größten Umfang hatte“, erklärt die Holländerin. In dem idyllischen Dorf wird viel geboten. Neben Ausstellungen oder den Museen, können einige der Häuser besichtigt oder eine Kanufahrt auf dem Kanal unternommen werden. Tagesziel ist das etwa 20 Kilometer entfernte Papenburg, die nördlichste Stadt des Emslandes sowie älteste und längste Moorsiedlung, eine so genannte Fehnkolonie, Deutschlands.

Von Papenburg nach Leer (27 Kilometer)


Bevor die letzte Etappe nach einer Übernachtung im Park Inn beginnt, sollte unbedingt ein wenig Zeit für die Besichtigung der Meyer Werft eingeplant werden. In dem 370 Meter langen Trockendock entstehen gigantische Ozeanriesen, die von dort in die weite Welt hinaus schippern. Schon von Weitem sind die gigantischen überdachten Trockendocks der Meyer Werft zu sehen. Der Filmbeitrag macht die besonderen Leistungen und Innovationskraft der Werft deutlich. Von den verglasten Besuchertribünen schließlich bietet sich ein freier Blick in die Schiffsbauhallen und zeigt die im Bau befindlichen Kreuzfahrtriesen. Nach dem Eintauchen in die Welt des hochmodernen Schiffsbaus und märchenhafter Traumschiffe geht es weiter nach Leer. Langsam macht sich der Einfluss der Nordsee bemerkbar. Während der Strecke reicht der Blick immer häufiger bis zum Horizont. Wiesenvögel drehen ihre Runden, Schafe grasen auf Deichen. In Leer begeistern nicht nur Schiffe. Auch viele Besonderheiten, wie das Teemuseum, das in die Geheimnisse friesischer Teezubereitung einweiht, lohnen eine Erkundung.